Selbstsabotage
So ziemlich jeder Schreiberling wird früher oder später mit dem Phänomen „Selbstsabotage in Sachen Schreiben“ Bekanntschaft machen. Damit meine ich Verhaltensweisen, die uns am Schreiben selbst oder auch am Fertigstellen von bereits begonnenen Texten hindern. Am bekanntesten ist dabei die komplette Schreibblockade, also das Unvermögen, überhaupt zu schreiben. Aber es geht auch subtiler.
Manche lenken sich z.B. ständig mit anderen Dingen ab, die unbedingt erledigt werden müssen (Einkaufen, Fenster putzen, Steuer machen usw.). Andere legen sich von Beginn an die Schreibzeiten so, dass sie sehr wahrscheinlich zu müde oder zu unkonzentriert sind oder dass sie relativ zuverlässig gestört werden. Wieder andere nehmen sich Themen vor, für die so viele Recherchen nötig sind, dass sicher gestellt ist, über eine lange Zeit erst einmal nicht zum Schreiben zu kommen.
Wohl gemerkt: diese Strategien sind meist unbewusst. Dadurch aber noch erfolgreicher!
Meine persönliche Selbstsabotage-Strategie ist übrigens gerade diese: Ich denke ständig, dass eine andere Geschichte eigentlich viel besser (spannender, schöner, interessanter usw.) ist, als die, die ich gerade schreibe. Also hüpfe ich von einer Geschichte zur nächsten, aber komme bei keiner wirklich weiter.
Und wie ist das bei Ihnen – kommt Ihnen etwas davon bekannt vor?
Oh ja das kommt mir sehr bekannt vor ;o).
Meine beste Strategie ist immer noch die, dass ich meine, andere Schreiberlinge haben das schon mit viel treffenderen, wohlig klingenderen Worten beschrieben, als ich es je könnte. ;o)
Viele Grüße
Detlev
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Hallo Detlev,
ja, Vergleiche mit anderen ist eine sehr wirksame Strategie, sich zu blockieren. Mir hilft hier der Gedanke an Vielfalt – so wie wir alle Farben brauchen, damit Bilder bunt sind, so haben auch alle verschiedenen Schreib-Stimmen ihre Berechtigung, also auch meine.
Herzlich,
Tania
Jau, Detlevs Strategie ist die Beste schlechthin, die natürlich für alle Bereiche und alle guten Ideen taugt, die man jemals hatte oder haben könnte. Kenne ich gut. Und ist so saublöd selbstverhindernd, dass man darüber wirklich sehr arm werden (oder bleiben) kann.
In Kombination mit dem „Hüpfen“ ist das besonders prima. So hat man immer Zig angefangene Ideen in den Schubladen, ist einerseits wunderbar kreativ, arbeitsam und vielseitig und andererseits leider nur mäßig erfolgreich, weil zu wenig fertig wird.
Ich glaube, die Zauberworte heißen „Realitätssinn“ und „Pragmatismus“, oder kennt Ihr bessere?
Liebe Grüße, Martina
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Hui, kombinierte Selbstsabotage-Strategien sind natürlich besonders wirksam! Ja, Pragmatismus kann, denke ich, hilfreich sein. Vielleicht hilft auch so etwas wie Trotz? Nach dem Motto: Wenn ich eh keine Chance habe, kann ich es auch erst recht fertig schreiben 😉
Tania
Sehr witzig – darüber habe ich gerade eine ganze Frustseite in meinem Tagebuch geschrieben (sic!):
„Alles Gründe, um bloß kein Buch zu schreiben“
– will keine narzisstische Nabelschau z.B. im Sinne von Selbstbeweihräucherung betreiben
– will keinen moralischen oder semiprofessionellen Rat geben
– der Markt ist davon bereits überschwemmt (eine Variante von „andere können das eh besser beschreiben als ich“)
– hab kein Team bzw. wissenschaftlichen Beistand, zu wenig Material
– wer soll/will DAS denn lesen?
Gerade habe ich gedacht, ob es sich nicht lohnt über die Verweigerung „Nein zum Buch“ zu verfassen?
Wahrscheinlich gibt es dazu auch schon einen ganzen Büchermarkt… *g*
Herzliche Grüße
Stefanie
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Zumindest könnten wir alle mitschreiben 😉
Herzlich,
Tania
Ach ja, die Steuer! Sin ja noch über 5 Tage bis zum 30igsten!
Viel Erfolg bei Deiner Schreiberei. Du musst ja nicht jeden Tag ein Buch schreiben.
Licht und Liebe!
Volker Specht
Bei Melancholie hilft Sade (Lifeaufnahmen.
Bei DGSF findet man unter Trauer einen sehr guten Artikel
über die Neuronale Beteiligung des Gehirns in solchen
Prozess und gegebenenfall die richtige Beeinflußen durch
mentalbasierte Methoden.
lg von Lisa
Hallo, liebe Tania!
Nachdem ich ja weniger vor habe, ein Buch zu verfassen und zu veröffentlichen, meine Texte aus einer spielerischen Leichtigkeit, einer Stimmung, einem Impuls, einem netten Erlebnis …. entspringen, kenne ich alle diese Vorbehalte nicht! 😉 Musst du was? Nein, du musst nichts.
Aber du kannst und bist eine sprudelnder Quelle!
Ich liebe Lyrik und eines der schönsten Gedichte, die ich kenne ist das Gedicht „An die Sonne“ von Ingeborg Bachmann. Weil ich da lebe, wo es entstanden ist, ziehen Bilder von Seenlandschaften an meinem inneren Augen vorbei, spüre ich die wärmende Sonne, das erfrischende Wasser …….. Lass Dich von der Muse küssen und tanze mir ihr! Wünsche ich Dir. Liebe Grüße! Annemarie
Hallo liebe Tania,
bin in einer Schreibgruppe, weil ich dachte es geht leichter für mich. Doch wenn ich die guten Texte der anderen höre, dann habe ich, obwohl ich schon Texte für Vernissagen mit Erfolg geschrieben und gelesen hatte (leider schon länger her) keinen Mut meine vorzulesen und gebe vor keine geschrieben zu haben. Die Menschen kenne ich ja gut, vielleicht deswegen.
Doch das wird nun zur Vergangenheit gehören. Vielleicht sollte ich es online probieren.
Lg. Moni
Liebe Monika,
deine Bemerkungen sind sehr auffallend!
Die Menschen kenne ich gut.
Korrektur – Wir werden die Menschen nie kennen lernen, der Mensch als Individium ist ein Unikat-täglich überraschend,täglich verändert-
Konzentriere dich auf deine Persönlichkeit. Bitte keine Bewertung“Die Anderen sind besser. Du bist gut!
Lege deine Messlatte nicht so hoch. Und was mich immer wieder verwundert, der Mensch legt seine Rahmenbedingungen fest.
Wo bleibt der Glaube (christliche Glaube?) mit Orientierung.
Wo bleibt dein gerechtfertigtes Herz und die Unabhängigkeit von der Meinung der Mitmenschen.
Am Schluss kommt das Ich bin nichts wert.
Ich schaff das nicht, und, und……….
Glaube an deine Schreibtalente und wenn es nur für dein Herz ist.
Willi L.